Selenhefe, eine organische Form des essentiellen Spurenelements Selen, gewinnt zunehmend an Bedeutung als hochwertige Nahrungsergänzung. Diese spezielle Hefeart, die in einem selenhaltigen Nährmedium kultiviert wird, enthält eine Vielzahl natürlich vorkommender Selenverbindungen und zeichnet sich durch ihre hohe Bioverfügbarkeit aus.
Bioverfügbarkeit von Selenverbindungen
Die Bioverfügbarkeit von Selenverbindungen variiert je nach Form und Quelle. Organische Selenformen wie Selenomethionin und Selenocystein weisen eine höhere Bioverfügbarkeit (80-100%) auf als anorganische Formen wie Selenat und Selenit (50-60%). Selen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln ist generell besser bioverfügbar (85-100%) als aus tierischen Quellen (~15%). Studien zeigen, dass Selenhefe, die verschiedene organische Selenformen enthält, eine besonders hohe Bioverfügbarkeit aufweist. In einer Untersuchung mit Legehennen zeigte Selenhefe [3] im Vergleich zu synthetischem Selenomethionin und Natriumselenit die höchste Selenaufnahme im Muskel und die höchste Transferrate ins Ei. Die Kombination mehrerer organischer Selenformen in Selenhefe scheint dabei vorteilhaft für die Bioverfügbarkeit zu sein.
Qualitätsmerkmale und Besonderheiten von Selenhefe
Bei der Auswahl hochwertiger Selenhefe sind mehrere Qualitätsmerkmale zu beachten:
- Farbe: Eine hellbeige Färbung deutet auf eine sorgfältige Produktionskontrolle und gute Verdaulichkeit hin, während dunklere Farbtöne auf eine geringere Qualität hinweisen können.
- Selenomethioningehalt: Hochwertige Selenhefe sollte einen hohen Anteil an Selenomethionin aufweisen. Studien zeigen, dass qualitativ hochwertige Produkte bis zu 69% Selenomethionin enthalten können.
Eine Besonderheit von Selenhefe ist ihre komplexe Zusammensetzung mit über 20 Selenformen. Neben Selenomethionin enthält sie auch andere organische Selenverbindungen wie Selenocystein, was zu ihrer hohen Bioverfügbarkeit und Wirksamkeit beiträgt.
Diese Vielfalt an Selenverbindungen unterscheidet Selenhefe von gängigen Selenquellen aus Nahrungsergänzungen.
Selenhefe in Synergie mit Natriumselenit
Die Kombination von Selenhefe und Natriumselenit bietet eine synergistische Wirkung für die menschliche Ernährung. Während Selenhefe organische Selenformen wie Selenomethionin liefert, die im Körper als Aminosäuren metabolisiert werden und Selenreserven als Depot in Geweben bilden, stellt Natriumselenit eine schnell verfügbare anorganische Selenquelle dar. Diese Synergie ermöglicht sowohl eine rasche Aufnahme als auch eine langfristige Speicherung von Selen im Körper. Studien zeigen, dass diese Kombination besonders effektiv für die Unterstützung des Immunsystems und der Schilddrüsenfunktion ist. Die organischen Selenverbindungen aus der Selenhefe werden im Muskelgewebe gespeichert und können in Stresssituationen zur Verbesserung der antioxidativen Abwehr genutzt werden, während Natriumselenit schnell für die Bildung von Selenoproteinen zur Verfügung steht. Diese Synergie gewährleistet einen ausgewogenen Selenstatus aus akut verfügbarem Selen und gespeichertem Selen und optimiert die vielfältigen Stoffwechselprozesse [1], die für dieses essentielle Spurenelement benötigt wird.
Vergleich von Selenquellen
Verschiedene Selenquellen weisen unterschiedliche Eigenschaften und Wirksamkeiten auf:
- Selenhefe zeigt die höchste Bioverfügbarkeit (80-100%) und bildet Selenreserven im Körpergewebe.
- Synthetisches Selenomethionin hat eine ähnlich hohe Bioverfügbarkeit, aber weniger Vielfalt an Selenverbindungen. Natürliches Selenomethionin aus der Selenhefe übertrifft synthetisches.
- Natriumselenit wird schnell aufgenommen, bildet aber keine Reserven.
- Selenocystein aus tierischen Quellen hat eine geringere Bioverfügbarkeit (~15%).
Die Depot-Wirkung stammt also aus den an Aminosäuren gebundenen Selenformen wie Selenomethionin. Studien mit Nutztieren [3] zeigen, dass Selenhefe im Vergleich zu anderen Quellen die höchste Seleneinlagerung im Gewebe und die beste Übertragung in tierische Produkte wie Eier oder Milch bewirkt. Für eine optimale Versorgung bewährt sich also die Kombination aus organischen und anorganischen Selenquellen.
Fazit: Optimale Selenkombination
Die Kombination von Selenhefe und Natriumselenit bietet eine optimale Selenversorgung für den menschlichen Körper. Es ist schade, dass Hersteller von Nahrungsergänzungen auf diese Kombination aller meistens verzichten. Es sollten Supplemente bevorzugt werden, die diese Lücke schließen [2]. Selenhefe liefert organische Selenverbindungen wie Selenomethionin und Selenocystein, die langfristig im Gewebe gespeichert werden und eine hohe Bioverfügbarkeit aufweisen. Natriumselenit hingegen wird schnell aufgenommen und steht dem Körper unmittelbar zur Verfügung. Diese Synergie gewährleistet sowohl eine rasche Selenaufnahme als auch die Bildung von Selenreserven. Es entsteht eine Akut- und Depotwirkung. Für eine ausgewogene Supplementierung empfiehlt sich daher eine Mischung aus beiden Selenquellen, um von den spezifischen Vorteilen beider Formen zu profitieren und einen optimalen Selenstatus zu erreichen.
Quellen
[1] Marek Kieliszek: Selenium⁻Fascinating Microelement, Properties and Sources in Food. Molecules, 2019 Apr 3;24(7):1298. doi: 10.3390/molecules24071298.
[2] Diana Constantinescu-Aruxandei et al: Selenium Analysis and Speciation in Dietary Supplements Based on Next-Generation Selenium Ingredients. Nutrients, 2018 Oct 9;10(10):1466. doi: 10.3390/nu10101466.
[3] EFSA Panel on Additives and Products or Substances used in Animal Feed (EFSA FEEDAP Panel): Assessment of the application for renewal of authorisation of selenomethionine produced by Saccharomyces cerevisiae NCYC R397 for all animal species. EFSA J, 2019 Jan 11;17(1):e05539. doi: 10.2903/j.efsa.2019.5539. eCollection 2019 Jan.